YUWIPI Zeremonie

Yuwipi ist eine traditionelle Heilungszeremonie der Lakota. Während der Zeremonie wird der Heiler mit einer speziellen Decke und Seilen gefesselt, und der Heiler und seine Helfer beten und singen für die Heilung der Person, die um die Zeremonie gebeten hat. Die Zeremonie kann für jeweils eine Person oder für eine kleine Gruppe von Menschen gemeinsam durchgeführt werden, je nach Schwere des Falles und der Stärke und Fähigkeit des Medizinmannes, der die Zeremonie leitet

Die Yuwipi Zeremonie stammt von Woptura, dem Oglala Lakota. Dort verdichtet sich Energie auf eine Weise, dass sich die Spirits in physischer Form manifestieren können. In diesem Ritual werden alle Anwesenden von den Spirits berührt und erfahren Heilung. Yuwipi ist Lakota und bedeutet übersetzt “sie binden ihn“. Dieser Ausdruck hat etwas mit dem Ablauf der Zeremonie zu tun, der im Folgenden zusammengefasst wird.


In der Kultur der Lakota wird die

Yuwipi-Zeremonie

(ausgesprochen „yoo-WEE-pee“) sowohl zur körperlichen als auch zur geistigen Heilung abgehalten. Yuwipi bedeutet „sie wickeln ihn ein“ oder „sie binden ihn zusammen“. Die Zeremonie kann zu jeder Jahreszeit durchgeführt werden, wenn Heilung erforderlich ist.


Die angerufenen Geister variieren je nach Medizinmann und Zielsetzung der Zeremonie. Bei den Geistern kann es sich um menschliche Ahnengeister oder um Tiergeister handeln. Tiergeister können Vögel oder vierbeinige Tiere sein.

 

 


Der Yuwipi-Mann ist der Heiler und derjenige, der gefesselt ist und die Zeremonie leitet. Während der Zeremonie ruft er Geister herbei, die den Menschen helfen können.

Obwohl die Traditionen und Protokolle über Generationen von Heilern weitergegeben werden, hat jeder Medizinmann seine eigene Art, die Zeremonie durchzuführen.

Es ist wichtig, dass die Anwesenden bestimmte Regeln befolgen. Die Chanupa (zeremonielle Pfeife) des Medizinmannes ist während der Zeremonie anwesend, die Gebete, Trommeln und traditionelle Lieder umfasst. Einige Lieder rufen die Geister herbei, andere sagen den Geistern, dass es Zeit ist zu gehen und die Zeremonie zu beenden.

Am Bild:  Warfield Moose, Sr

 

Die Zeremonie ist für den Yuwipi-Mann oft sehr anstrengend, da er sich stark konzentrieren muss, um mit den Geistern zu interagieren, und weil die Geister seine Lebensenergie nutzen, um die Teilnehmer zu heilen. Aus diesem Grund führen Yuwipi-Männer oft ein kurzes, schwieriges Leben.


Wenn alle im Zeremonieraum Platz genommen haben, spricht der Yuwipi Mann ein Gebet. Dabei werden ihm hinter dem Rücken die Hände mit einem Rohlederband gefesselt und er wird in eine Decke eingeschlagen, die mit einem langen Rohlederseil umwickelt und verknotet wird. 

Sobald die Decke über den Yuwipi Mann gelegt wird, endet sein Leben in dieser Realität. 

Der Yuwipi Mann wird von den Helfern in den Altar gelegt, da er sich selbst nicht mehr bewegen kann. Er ist damit die letzte Opfergabe für die Spirits, um das zu erreichen, wofür das Ritual stattfindet. 

 

Daraufhin wird das Licht ausgeschaltet. Das Ritual findet in einem komplett abgedunkelten Raum statt.

Nun beginnen die Sänger Lieder zu singen. Die Anwesenden sehen bereits nach kurzer Zeit Lichter und hören Rasseln, die von den Spirits aufgenommen werden und sich durch den Raum bewegen. 

Nach einigen Liedern beginnt die Gebetsrunde. Hierbei fangen die Frauen an und die Gebete gehen im Kreis herum. Manche sprechen ihr Gebet laut, andere im Stillen. Beendet wird das Gebet mit den Worten “Mitakuye Oyasin“ oder “Alle meine Verwandten“. Dadurch weiß die nächste Person, dass sie an der Reihe ist. 

Die letzte, die betet, ist die Frau, die mit der Pfeife sitzt. Sie betet für alle im Raum befindlichen Personen und bittet die Spirits, das Leben des Yuwipi Manns zurückzugeben, da sie ihn liebt und er gebraucht wird. 

 

Nach der Gebetsrunde werden weitere Lieder gesungen und die Heilungsrunde beginnt. In dieser Runde berühren die Spirits alle Anwesenden und geben ihnen ihre Energie. Diese Energie löst Blockaden und hat eine heilsame Wirkung. Nach der Heilungsrunde werden dem Yuwipi Mann von den Spirits die Fesseln gelöst und er ist wieder frei.

 

Es werden Lieder des Dankes gesungen, das Licht wird angeschaltet und die heilige Pfeife geraucht. 

Das zeremonielle Essen wird durch die Helfer ausgegeben, dass durch den Segen der Spirits zu Medizin geworden ist.

Zum Schluss kann jeder seine Erfahrungen in einer Gesprächsrunde mit den anderen teilen.



Erde-Gebet

„Großer Vater, Großer Geist, schau mich auf der Erde an und erhöre meine schwache Stimme. Du lebtest zuerst, und du bist älter als alles Verlangen, älter als alle Gebete. Alle Dinge gehören dir – die Zweibeiner, die Vierbeiner, die Flügel in der Luft und alle lebenden grünen Dinge. Du hast die Kräfte der vier Himmelsrichtungen unserer Erde festgelegt, um einander zu kreuzen. Du hast mich den guten Weg und den Weg der Schwierigkeiten überqueren lassen und dort wo sie sich kreuzen, ist der Ort heilig. Tag ein, Tag aus, für immer und ewig, bist du das Leben aller Dinge.“

Black Elk: Heiliger Mann der Oglala Sioux.

Das Gebet an den Großen Geist

Oh Großer Geist, dessen Stimme ich höre im Wind, dessen Atem Leben gibt auf der ganzen Welt.

Höre mich; ich brauche deine Stärke und deine Weisheit.

Lass mich in Anmut gehen und lass meine Augen immer die Abendröte erblicken.

Lass meine Hände die Dinge respektieren, die du gemacht hast, und gebe mir ein gutes Gehör, um deine Stimme wahrzunehmen.

Gebe mir die Weisheit, damit ich die Dinge, die du mein Volk gelehrt hast, verstehen kann.

Hilf mir, angesichts dessen was auf mich zukommt, ruhig und stark zu bleiben.

Lass mich die Lektionen lernen, die du in jedem Blatt und Felsen versteckt hast.

Lass mich reine Gedanken finden und mit dem Vorhaben anderen zu helfen, handeln.

Helfe mir Mitgefühl zu empfinden, ohne das Empathie mich überwältigt.

Ich suche Stärke, nicht um größer zu sein als mein Bruder, aber um gegen meinen größten Feind zu kämpfen – mich selbst.

Lass mich stets bemüht sein, mit sauberen Händen und ehrlichen Augen zu dir zu kommen.

Dann, wenn das Leben schwindet, so wie die Abenddämmerung verblasst, möge mein Geist ohne Schande zu dir kommen.


Vier-Himmelsrichtungen-Gebet

Schöpfer, ich bin es. Danke für den heutigen Sonnenaufgang, für den Atem und das Leben in mir und für all deine Schöpfungen. Schöpfer, erhöre und honoriere mein Gebet. Wenn der Tag mit der aufgehenden Sonne beginnt, frage ich, Geisthüter des Ostens, Bruder Adler, sei mit mir. Fliege hoch und trage meine Gebete zum Schöpfer. Mögen meine Augen so scharf sein, wie die deinen, sodass ich in der Lage bin, die Wahrheit und die Hoffnung zu sehen, auf den Weg, den ich gewählt habe. Führe meine Schritte und gib mir Mut, den Kreis meines Lebens mit Aufrichtigkeit und Würde zu gehen.

Geisthüter des Südens, Wolf, sei mit mir. Helfe mich daran zu erinnern, Liebe und Mitgefühl für alle Menschen entgegen zu bringen. Helfe mir meinen Weg zu gehen mit Freude und Liebe für mich, für andere, für die Vierbeiner, die Fliegenden, die Pflanzen und allen Schöpfungen der Mutter Erde. Zeige mir, dass es richtig für mich ist, Entscheidungen mit dem Herzen zu treffen, auch in den Zeiten, wenn mein Herz verletzt wird. Helfe mir zu gedeihen und mein Selbstwertgefühl in vielfältiger Weise zu entwickeln.

Geisthüter des Westens, Brauner Bär, sei mit mir. Bringe Heilung zu den Menschen, die ich liebe und zu mir selbst. Bringe mir körperliches, geistiges und seelisches Gleichgewicht, sodass ich weiß, wo mein Platz auf dieser Erde ist, im Leben und im Tod. Heile meinen Körper, heile meinen Verstand und bringe Licht, Freude und Erkenntnis zu meinem Geist.

Geistwächter des Nordens, Weißer Büffel, sei mit mir. Mit jedem Tag, der vergeht, helfe mir, mit Gnade, die Dinge meiner Jugend zu ergeben. Helfe mir nach der Ruhe zu hören und lass mich Gelassenheit und Trost in der Stille finden. Gib mir Weisheit, sodass ich in der Lage bin, weise Entscheidungen zu treffen, in allen Dingen, die vor mir liegen. Und wenn die Zeit für meinen Wechsel der Welten gekommen ist, lass mich friedlich gehen, ohne Reue, für die Dinge, die ich vernachlässigt habe auf meinem langen Weg. Erinnere mich, nicht mehr von dir zu nehmen, als ich brauche, und erinnere mich mehr zurückzugeben, als ich genommen habe.

Vera Dery, 2002


Lakota-Ethikkodex

 

1. Stehe mit der Sonne auf, um zu beten. Bete allein. Bete oft. Der Große Geist wird dir zuhören, wenn du nur sprichst.

 

2. Sei tolerant gegenüber denen, die auf ihrem Weg verloren sind. Unwissenheit, Eitelkeit, Wut, Eifersucht – und Gier entspringen einer verlorenen Seele. Bete, dass sie Führung finden mögen.

 

3. Suche dich selbst, ganz allein. Erlaube anderen nicht, deinen Weg für dich zu bestimmen. Es ist dein Weg und nur deiner allein. Andere mögen ihn mit dir gehen, aber niemand

kann ihn für dich gehen.

 

4. Behandle die Gäste in deinem Haus mit großer Rücksichtnahme. Serviere ihnen das beste Essen, gib ihnen das beste Bett und behandle sie mit Respekt und Ehre.

 

5. Nimm nichts, was dir nicht gehört, sei es von einer Person, einer Gemeinschaft, der Wildnis oder einer Kultur. Es wurde weder verdient noch gegeben. Es gehört dir nicht.

 

6. Respektiere alle Dinge, die auf dieser Erde sind – seien es Menschen oder Pflanzen.

 

7. Ehre die Gedanken, Wünsche und Worte anderer Menschen. Unterbrich niemals andere, verspotte sie nicht und ahme sie nicht auf unhöfliche Weise nach. Gewähre jedem Menschen das Recht auf persönliche

Meinungsäußerung.

 

8. Sprich niemals schlecht über andere. Die negative Energie, die du ins Universum aussendest, wird sich vervielfachen, wenn sie zu dir zurückkehrt.

 

9. Alle Menschen machen Fehler. Und alle Fehler können vergeben werden.

 

10. Schlechte Gedanken verursachen Krankheiten des Geistes, des Körpers und der Seele. Übe dich in Optimismus.

 

11. Die Natur ist nicht FÜR uns da, sie ist ein TEIL von uns. Sie ist Teil deiner weltlichen Familie.

 

12. Kinder sind die Samen unserer Zukunft. Pflanze Liebe in ihre Herzen und gieße sie mit Weisheit und Lebenserfahrung. Wenn sie erwachsen sind, gib ihnen Raum

zum Wachsen.

 

13. Vermeide es, die Herzen anderer zu verletzen. Das Gift deines Schmerzes wird zu dir zurückkehren.

 

14. Sei immer ehrlich. Ehrlichkeit ist der Prüfstein des Willens eines Menschen in diesem Universum.

 

15. Bewahre dein Gleichgewicht. Dein mentales Selbst, dein spirituelles Selbst, dein emotionales Selbst und dein physisches Selbst – alle müssen stark, rein und gesund sein. Trainiere deinen Körper

, um deinen Geist zu stärken. Werde reich an Geist, um emotionale Leiden zu heilen.

 

16. Triff bewusste Entscheidungen darüber, wer du sein willst und wie du reagieren wirst. Übernimm Verantwortung für deine eigenen Handlungen.

 

17. Respektiere die Privatsphäre und den persönlichen Raum anderer. Berühre nicht das persönliche Eigentum anderer – insbesondere keine heiligen und religiösen Gegenstände. Dies ist

verboten.

 

18. Sei zuerst dir selbst treu. Du kannst andere nicht fördern und ihnen helfen, wenn du nicht zuerst dich selbst fördern und dir selbst helfen kannst.

 

19. Respektiere die religiösen Überzeugungen anderer. Zwinge anderen nicht deine Überzeugungen auf.

 

20. Teile dein Glück mit anderen.